Was sind Haare?
Haare (lat. pili, capillus, crinis, coma) sind lange Hornfäden, und bestehen im wesentlichen aus Keratin. Die gesamte äußere Haut ist mit wenigen Ausnahmen wie Fußsohlen, Brustwarzen, Lippen, Handflächen, und Fingerinnenseite, behaart.

In welche drei Schichten wird das Haar eingeteilt?
Der Aufbau des Haares wird grob in drei Schichten eingeteilt. In die äußere Schicht oder Cuticula auch Schuppenschicht, der Rinde oder Cortex auch Faserschicht oder Faserstamm, und dem Haarmark oder Medulla.

Woraus besteht die Cuticula?
Die Cuticula oder Schuppenschicht ist die äußerste Schicht des Haares, und besteht aus übereinandergreifenden, flachen Zellen, ähnlich zur Haarspitze orientiert wie bei einem Tannenzapfen. Die Schuppenschicht besteht aus sechs bis zehn solcher Zelllagen, und zeigt den Gesundheitszustand des Haares an. Wenn die Schuppenschicht flach anliegt, und eine glatte, durchscheinende Oberfläche ergibt, dann ist das Haar gesund. Das Licht wird so optimal reflektiert und ergibt so den gesunden Glanz des Haares. Saure Umgebung verschließt die Schuppen, alkalisches Milieu öffnet sie.

Woraus besteht der Cortex?
Die Faserschicht, Faserstamm oder Cortex (Rinde) macht ca. 80% des Haaranteiles aus. Alle für den Friseur relevanten chemischen Prozesse spielen sich hier ab. Der Cortex besteht aus Faserbündeln, die aus einer großen Zahl feinster Keratinfasern, den Fibrillen, bestehen, die vermutlich dadurch entstehen, dass sich Cortexzellen aneinanderlagern. Der Zellmembrankomplex verbindet die beiden Zellen, den man sich als eine Art Kittsubstanz vorstellen kann. Diese Verkittung ist ausschlaggebend für die Reißfestigkeit und Elastizität des Haares.

Woraus besteht die Medulla?
Die Medulla (Haarmark) befindet sich im Inneren des Haares. Sie besteht aus Zellwandungen, Abbauprodukten der Cortexzellen und Fetten. Der Markkanal ist für den Aufbau und die Struktur des Haares vermutlich ohne Bedeutung.

Wie ist der Feinaufbau des Cortex?
Der Faserstamm (Cortex) besteht aus langgestreckten ungefähr fünf nm dicken Cortexzellen in denen 20-30 Makrofibrille eingelagert sind, die den Haaren die Festigkeit geben. Eine Makrofibrille (Durchmesser 300 nm) enthält Hunderte von Mikrofibrillen (Durchmesser 7-10nm), diese wiederum Protofibrillen, bestehend aus helixförmigen Keratin-Molekülen. Die Fasern sind untereinander über Schwefelbrücken verbunden und mechanisch miteinander verdrillt. Die Cortexzellen sind in einer Art Kitt eingebettet (isotropes Keratin).

Wie hoch ist die Wachstumsrate der Haare?
Die Wachstumsrate, Haardicke, und die Anzahl der Haare sind genetische Faktoren, die von Person zu Person unterschiedlich sein können. Haare wachsen ständig, auch bei Menschen die im Koma liegen. Es gibt nur wenige Hautregionen die vollständig ohne Behaarung sind. Das sind die Fußsohlen, die Eichel, die Handinnenflächen, das Fingernagelbett, das Fußnagelbett, und die Lippen.

Wo entsteht das Haar?
Das Haar entsteht im unteren Bereich der Lederhaut an der Haarpapille. Zahlreiche Melanozyten lagern im Bildungsbereich der Matrix, die ihre Pigmente an das entstehende Haar abgeben. Die keratinreichen Hornzellen wandern nach oben und bilden dabei den Haarschaft, der sich innerhalb des Follikels zur Hautoberfläche schiebt.

Welche Haararten gibt es?
Es können drei Haarsorten unterschieden werden. Das Terminalhaar, das Vellushaar oder Wollhaar, und das Lanugohaar oder Flaumhaar.

Was ist das Terminalhaar oder Haupthaar?
Zum Terminalhaar-Haupthaar gehören alle dicken Haare wie z. B. das Kopfhaar, Barthaar, Nasenhaar, Ohrenhaare, Wimpern, Augenbrauen, Achselhaar und Schamhaar. Die Terminalhaare sind in ihrem Wachstum hormonabhängig. Dies zeigt sich zum Beispiel bei der Pubertät, der Geschlechtsbehaarung, dem Bartwuchs, und der Glatzenbildung. Im Querschnitt eines Terminalhaares ist die oben beschriebene Dreischichtigkeit erkennbar.

Welches Haar wird als Vellushaar bezeichnet?
Als Vellushaar werden alle übrigen Härchen der Körperoberfläche bezeichnet. Ihr Haarschaft enthält keine Pigmente und kein Mark, und sie sind wesentlich dünner und kürzer als die Terminalhaare.

Welches sind die Lanugohaare oder Flaumhaare?
Als Lanugohaar oder Flaumhaar bezeichnet man die feinen Härchen, die Frühgeborene noch an der ganzen Körperoberfläche tragen. Das Lanugohaar besitzt ebenfalls keine Markschicht und keine Pigmente.

Wovon hängt die Haarausbildung ab?
Die Art der Haarausbildung ob glatt, gewellt, oder gelockt, hängt maßgeblich von der Haarform ab, also vom Haarquerschnitt. Die Haare der Ostasiaten haben einen runden Querschnitt, dadurch sind sie meistens sehr glatt. Die Haare der Europäer haben meistens einen runden bis ovalen Querschnitt, wodurch die Haare glatt sind, oder zur Bildung von Locken neigen. Afrikanische Menschen haben dagegen Haare mit stark elliptischem Querschnitt, weshalb sie meistens sehr starke und kleine Locken bilden.

Welche Aufgaben und Funktionen hat das Haar?
Die Aufgaben und Funktionen der Haare sind der Lichtschutz, die Feuchtigkeitsregulierung, und die Wärmeisolierung. Beim Lichtschutz absorbieren die Haare UV-Strahlen, und schützen so den Kopf vor schädlichen Einflüssen des Sonnenlichts. Bei der Wärmeisolierung wird ein zu rasches Abkühlen des Kopfes verhindert. Die Feuchtigkeitsregulierung bewirkt, dass überschüssige Feuchtigkeit die von den Schweißdrüsen der Haut erzeugt wird, von den Haaren absorbiert wird.

Warum sträuben sich manchmal die Haare beim Menschen?
Wenn der Mensch friert oder erschrickt sträuben sich die Haare. In der Umgangssprache wird das meist als Gänsehaut bezeichnet. Der Haarbalgmuskel (lat. Musculus arrector pili) kontrahiert an der Haarwurzel um die Haare aufstellen zu können. Durch dieses Aufstellen der Haare bildet sich zwischen den Haaren ein Luftkissen das wärmeisolierend wirkt. Dazu sind allerdings sehr dichte Haare wie sie beim modernen Menschen nur noch auf dem Kopf vorkommen, nötig. Dieser vermeintlichte Schutz gegen Kälte ist also eher als ein Relikt aus der Zeit zu betrachten, als der Mensch noch am ganzen Körper stark behaart war. In dieser Zeit war es auch nützlich, dann bedrohlich zu wirken, wenn man angegriffen wurde. Sich aufstellende Haare ließen den frühen Menschen in einer derart gefährlichen Situation größer und breiter aussehen.

Wie schnell wachsen die Haare?
Haare wachsen in Zyklen, ein Haarfollikel durchläuft dabei mehrere Phasen, die als Haarzyklus bezeichnet werden. Kopfhaare wachsen in einem Jahr ca. 15 cm. Das Haarwachstum ist bei Menschen oft verschieden, dieser Unterschied ist aber meist nur ein halber bis ganzer Millimeter. Die immer noch verbreitete Annahme, (Körper-)Haare würden durch regelmäßiges Rasieren schneller oder vermehrt wachsen, ist somit falsch.

Was ist der Haarfollikel oder Haarbalg?
Der Haarschaft liegt in einer länglichen Einstülpung der Oberhaut. Dem Haarfollikel oder Haarbalg. An dessen Ende wird das Haar in der Haarwurzel gebildet. In den Follikel mündet eine Talgdrüse, teilweise auch eine Duftdrüse.

In welche Phasen unterteilt sich der Haarzyklus?
Der Haarzyklus unterteilt sich in die Anagenphase, die Katagenphase, und die Telogenphase.

Was ist die Anagenphase?
Die Anagenphase ist eine Wachstumsphase in der sich eine neue Haarwurzel bildet, und die Produktion eines Haares beginnt. Sie dauert etwa zwischen drei und sechs Jahren und ist erblich vorgegeben. In dieser Phase befinden sich durchschnittlich 85-90 % der Haare auf der Kopfhaut. Die Haare die sich in der Anagenphase befinden nennt man Papillarhaare.

Was ist die Katagenphase?
Die Katagenphase ist eine Übergangsphase. In dieser etwa zwei bis drei Wochen dauernden Übergangsphase stellt die Matrix ihre Zellproduktion ein und der Haarfollikel verengt sich im unteren Bereich. Das Haar löst sich von der Papille und verkümmert, wobei sich der Haarfollikel verkürzt. Ungefähr ein Prozent aller Haare befinden sich in dieser Phase die man dann als Beethaare bezeichnet.

Was ist die Telogenphase?
Die Telogenphase ist eine Endphase, in der sich bis zu 18% der Kopfbehaarung befindet, in der sich die Haarpapille erneuert, und in der sich der Haarfollikel regeneriert. Es entsteht wieder die Matrix und beginnt mit der Zellteilung, wodurch ein neues Haar entsteht. Dieser Abschnitt des Haarzyklus dauert zwei bis vier Monate. Die Haare in der Telogenphase werden Kolbenhaar genannt.

Wozu dient ein Trichogramm?
Um strukturelle Schäden der Haare, oder zur Abklärung von Haarausfall wird ein Trichogramm angelegt. Dabei werden mit einer Pinzette 50 bis 100 Haare ausgezupft. Drei Tage vorher sollte das Haar weder gewaschen noch gekämmt werden. Dann werden anschließend unter dem Mikroskop die Haarwurzeln beurteilt und den einzelnen Wachstumsphasen zugeordnet. Die Normalwerte liegen bei Anagenhaare 85 Prozent, Katagenhaare ein Prozent, und Telogenhaare 13 Prozent. Der Rest sind dann defekte Haare. Es gibt aber auch ein Computertrichogramm, bei dem man in einem kleinen Areal die Haare kürzt, und nach zwei Tagen mit einer Kamera aufnimmt. Auf diese Weise kann der Anteil der Anagenhaare (gewachsenen Haare) bestimmt werden, ohne die Haare auszuzupfen.

Welche chemischen Substanzen sind hauptsächlich am Aufbau der Haare beteiligt?
Die am Aufbau der Haare hauptsächlich beteiligten Substanzen bestehen aus den Elementen Sauerstoff, Kohlenstoff, Wasserstoff, Stickstoff, und Schwefel.

Warum werden Haare grau?
Das Haar besteht überwiegend aus Proteinen die sogenannte Melanine enthalten. Sie sind für die natürliche Haarfarbe verantwortlich. Unterschiedlich hohe Anteile der Melaninpigmente im Haar sind für die besondere Farbgebung eines jeden Haares verantwortlich. Dunkles Haar weist zum Beispiel wesentlich mehr Melanine im Haar auf als blondes Haar. Verringert sich der Anteil des Melanins, so beginnt das Haar grau zu werden. Dieser Vorgang passiert in der Regel nicht sofort mit allen Haaren, sondern schrittweise.

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