Was ist ein Tattoo?
Tatto ist ein Ausdruck in der englischen Umgangssprache und steht für Tätowierung. Die Tätowierung wissenschaftlich auch Tatauierung genannt ist ein Motiv, das mit Tinte oder anderen Farbpigmenten in die Haut eingebracht wird, und eine Form der Körpermodifikation darstellt. In der Regel wird dazu die Farbe mit Hilfe einer Tätowiermaschine durch eine oder mehrere Nadeln -je nach gewünschtem Effekt- unter die oberste Hautschicht gestochen und dabei ein Bild oder ein Text gezeichnet.

Woher kommt das Wort Tätowieren?
Die Etymologie dieses Wortes ist eher unklar. Aber es kann davon ausgegangen werden, dass das deutsche Wort Tätowieren oder das eingedeutschte Tattoo und seine Vorläufer ihren Ursprung vom Tahiti-Wort tatu haben. Vermutlich hat sich dieses Wort lautmalerisch aus dem Geräusch entwickelt, das beim Schlagen auf den in Polynesien traditionell benutzten Tätowierkamm entsteht. Möglicherweise ist der Umstand, dass es ein exakt gleichlautendes Wort schon seit der Mitte des 17. Jahrhunderts in der englischen Militärsprache gab ein nachvollziehbarer Grund dafür, warum sich dieser Begriff, zumindest im englischen Sprachraum, relativ schnell durchsetzen konnte.Bis heute wird mit diesem Wort der militärische Zapfenstreich bezeichnet. Bestärkt wird diese Vermutung dadurch, dass in England, neben dem zunächst gebräuchlichen tattaw, der Begriff tattow verwendet wurde. Dieser Begriff bildete sich dann zu tattoo um, und wird ausschließlich bis heute benutzt. Wenn man nun weiterhin berücksichtigt, dass sich in England zunächst überwiegend Soldaten tätowieren ließen, erscheint die oben formulierte Erklärung durchaus schlüssig. Lange Zeit existierten im deutschen Sprachraum die Begriffe Tatauieren und Tätowieren nebeneinander. Schließlich setzte sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Bezeichnung Tätowieren entgültig im allgemeinen Sprachgebrauch durch. In der Ethnologie wird jedoch weiterhin meist von Tatauieren und Tatauierungen gesprochen.

Wie wird ein Tattoo gemacht?
Dabei wird als erstes die betreffende Hautstelle rasiert und gründlich desinfiziert. Danach wird die von der Vorlage erstellte, seitenverkehrte Schablone des Motives mittels Spezialpapier auf die Körperstelle übertragen. Die Konturen des entstehenden Tattoossind nun, jetzt seitenrichtig, auf der Haut abgebildet.Als nächstes werden in der Regel zuerst die Umrisse die sogenannten Outlines des Motivs gestochen, wozu die Liner, das ist die Tattoomaschine mit bis zu 3500 Stichen pro Minute eingesetzt wird. Danach wird das Motiv schattiert bzw. eingefärbt. Dazu wird die Shader, auch eine Tattoomaschine nur mit 800 Stichen pro Minute verwendet.Dabei werden die Farbpigmente von den Nadeln der Tattoogun etwa 0,5 bis 1.5 Millimeter tief in die Stratum papillare gestochen, und mittels des physikalischen Prozesses der Osmose in die Zellen eingelagert, wodurch die lebenslange Tätowierung entsteht. Das Tattoo wird dann zum Schluß noch einmal gründlich gereinigt, desinfiziert und eingecremt. Das frisch gestochene Tattoo muss zur vollständigen Heilung während zwei bis vier Wochen regelmäßig gepflegt werden.  Die Pigmente der Tattoofarbe werden im Stratum papillare -Papillarkörper- der oberen Schicht des Koriums -Dermis oder Lederhaut- eingelagert.

Wann begann sich der Mensch zu tätowieren?
Ötzi, der weltbekannte Leichnam eines Steinzeitmenschen, der 1991 in einem Gletscher nahe des Ötztales in Italien gefunden wurde, besitzt die wohl ältesten bekanntesten Tattoos auf einem menschlichen Körper. Auf seinem Körper befinden sich 15 Tätowierungen, und unter anderem verlaufen eine Reihe paralleler Linien auf seiner unteren Wirbelsäule, Streifen um seinen rechten Fußköchel und eine Tätowierung in Form eines Kreuzes hinter seinem rechten Knie. Es war eine Sensation als man diese Tätowierungen auf diesem steinzeitlichen Körper fand. Als erstes nahm man an, dass es sich dabei um reine Schmucktätowierungen handelt die den Gletschermann als zu einem Stamm zugehörig markieren sollte. Jedoch scheint mittlerweile klar zu sein, dass es sich hierbei wohl um einen therapeutischen Charakter in Form von Akupunktur handelt. Damals stellte man fest, dass die Tätowierungen besonders auf dem Rücken und an den Beinen an Stellen sind, die als klassische Akupunktur-Stellen gelten.*Es scheint als sei der Zeitraum zwischen den ersten Körperbemalungen und der Erfindung der elektrischen Tätowiermaschine bis zum Cybertattoo ein unendlicher. Tattoos tauchen in vielen Teilen der Geschichte auf. Ihnen werden Bedeutungen zugemessen die man vorher nie vermutet hätte. Zur Verbreitung und Populierung der Tätowierungen sind besonders gesellschaftliche Phänomene und politische sowie religiöse Strukturen verantwortlich. Ausgangspunkt für die Tätowiertradition in Europa und Amerika waren die Entdeckungsreisen von Tasman, Bougainville und Cook im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts und ihre schillernden Beschreibungen des irdischen Paradieses, die wie auch die tätowierten Polynesier Aotoru 1768 in Paris und Omai 1775 in London die gehobene Gesellschaft in Europa faszinierten. Tätowierungen waren zwar schon seit Urzeiten bekannt, doch erst durch die Einführung des Wortes wurden sie greifbar und beschreibbar.

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Seinen Ursprung hat das Wort Tätowieren in Polynesien. Schnell wurde das Wort auf Grund des lebhaften Interesses für die Südsee in den europäischen Sprachschatz aufgenommen. Die Tatauierung- tatau, ist aus dem polynesischen und heißt so viel wie Zeichen, ist umgangssprachlich die Tätowierung. Praktisch das Einritzen oder Einstechen von Ornamenten in menschliche Haut. Man reibt Farbstoff- oft mit Pflanzensäften gebundener Ruß- in musterhaft angeordneten Stiche oder Schnitte in die Haut ein. In manchen Gebieten NO-Asiens und Nordamerikas wurden geschwärzte Fäden in die Haut eingenäht. Die Tätowierung ist in außereuropäischen Kulturen weit verbreitet. In Afrika wird besonders die Narben-Tatauierung angewendet. Dabei entstehen die Schmuckformen durch wiederholtes Verunreinigen der Wunden und Abreißen des Schorfs, auch durch das Einbrennen. Diese Schmuckformen haben meist magische Bedeutung oder symbolisieren die Aufnahme Jugendlicher in den Kreis der Erwachsenen.

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Die hauptsächlich in Asien und Ozianien aber auch regional in Amerika verbreiteten Stich-Tatauierungen hingegen erzählen von komplexen Geschichten, von Zeugen mit gesellschaftlichen Rang oder heroischen Taten. Vor allem in Polynesien und Japan war die Kunst des Hautstichs hochentwickelt. In Europa wurde die Tätowierung durch die Seeleute bekannt. Es wird davon ausgegangen, dass die Tätowierung sich aus der Körperbemalung- Neudeutsch Bodypainting- ergeben hat. In frühester Zeit sollen sich Menschen beschmutzt, und zufällig entdeckt haben, dass das doch eigentlich gar nicht so schlecht aussieht. Diese Bemalungen werden zeitlich mit der Felsenmalerei oder sogar noch davor angesiedelt. Diese Zeichen hatten oder haben immer noch die Bedeutung als Tarnung, Trauer, Kriegsbemalung, Kennzeichnung, Schmuck des Körpers, Schutz vor äußeren Einflüssen- Dämonen- Magie, Schutz des Körpers vor Insekten und als medizinisch-hygienische Zwecke.

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Daraus entwickelte sich die Tätowierung in den verschiedensten Formen wie das heutige Bodypainting oder das Branding auch Brandmarken genannt. Die Tätowierung hatte darüber hinaus manchmal auch therapeutischen Charakter- siehe Ötzi. Sie war als Mittel gegen Rheuma (z.B. Samoa) oder Kopfschmerzen (Afrika) besser als Aspirin. Die wohl früheste Form der Einbringung von Farbe unter bzw. in die Haut war die sogenannte Narbentätowierung. Zum Schutz vor Infektionen oder zur Verbesserung des Heilungsprozesses wurden Wunden mit Zusätzen ausgerieben. Später rieb man Narben mit Ruß oder aus Pflanzensaft gewonnener Farbe aus, so daß nach der Heilung Farbmale auf der Haut zurückblieben. Durch ständiges Aufreißen der Narbe wurde die Narbenheilung gestört um den Effekt zu verstärken. Die Eskimos nähten und nähen immer noch eingefärbte Fäden unter die Haut ein. Dadurch wird die Zugehörigkeit einer Frau zu einem Mann gekennzeichnet. Im Jahre 1578 traf der Arktisforscher Sir Martin

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Frobisher auf eine Eskimofrau, die solche Male trug. In Indien stellte die Tätowierung eine Form der Trauer dar. Je tiefer die Trauer, desto größer der Faktor der Selbstverstümmelung. Dadurch sollte der seelische Schmerz mit dem körperlichen überwunden werden. Das ging sogar soweit, dass Zähne gezogen, gebrandmarkt oder sogar amputiert wurden. Durch Tätowierungen versuchte man in einigen Stämmen Afrikas bei Schwangerschaften das Geschlecht des Kindes zu bestimmen und das noch ungeborene Kind vor Dämonen zu schützen. Die Tätowierung diente in Form der Kennzeichnung um die Stammeszugehörigkeit oder Clanzugehörigkeit zu demonstrieren. Dabei bedeuten gleiche Zeichen, gleiche Abstammung. Tätowierungen werden auch für sogenannte Übergangsriten gebraucht wie zum Beispiel bei dem Übergang eines Jugendlichen in das Erwachsenenalter. Das Ritual mit den damit verbundenen Schmerzen macht den Jugendlichen dabei zum Erwachsenen und nicht nur das Zeichen das ihn

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kennzeichnet. Solche Riten konnten sich durch das ganze Leben eines Tattoo-Trägers ziehen. Am Ende seines Lebens trug er sodann seine eigene Geschichte und je nach Kulturkreis auch die Geschichte seiner Vorfahren auf seinem Körper. Ein Beispiel dafür sind die Maori. Die Maori haben sogar die Köpfe von Toten abgetrennt und aufbewahrt, weil sich darauf die Geschichten von bis zu 100 Generationen befand. Besonders als Stammesoberhaupt, Häuptling oder Krieger konnte somit eindeutig und für alle der soziale Status erkennbar dargestellt werden. Es konnte in entsprechenden Studien festgestellt werden, dass die verwandten Techniken der Körperbemalung in sogenannten primitiven Gesellschaften zentrale Bedeutung für die soziale Organisation haben. Nicht selten waren diese auf dem Körper getragenen individuellen Zeichen identisch  mit den Symbolen auf dem Eigentum des Trägers wie zum Beispiel Waffen, Geschirr, Töpfen u.s.w.. Dadurch bekommt die Tätowierung einen doppelten Charakter. Dadurch bekommt die Tätowierung einen doppelten Charakter, weil sie obwohl sie stammesgebunden und umfeldgebunden, auch individuell an den Träger gebunden ist.

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Kennzeichnung von Kriminellen benutzt. Um bestimmte Exzesse in der japanischen Kultur zu unterbinden, wurden im 18 Jahrhundert bestimmte Kimono Designs und Muster verboten. Dadurch begann die Tradition der Body Suits, wo das Muster unter der Kleidung eben auf der Haut getragen wurde. In Afrika, Asien und Polynesien sowie aus Kulturen wie den Ureinwohnern Nordamerikas und Südamerikas und den Ägyptern finden sich ungefähr 500 vor Christus erste Belege für Tätowierungen. Hierbei sollten bei der Tätowierung von verstorbenen deren Fortpflanzungsfähigkeit im Jenseits gesichert werden. In einem Grab bei Luxor wurde im Jahre 1923 die Mumie einer tätowierten Prinzessin gefunden deren Fund auf ca. 2000 v.Chr. geschätzt wird. In der Regel waren die Motive in der Frühzeit nicht gegenständlich, sondern stellten eher einfache Symbole wie Punkte, Striche oder einfache geometrische Formen dar. Im Laufe der Zeit hat sich die Wahl der Motive mehr und mehr in den gegenständlichen Charakter verschoben.

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Bilder für bestimmte Bedeutungen oder Anlässe wurden ausgewählt. So tragen Feuerwehrmänner Wasserdrachen als Schutz gegen das Feuer und Fischer lassen sich Delphine stechen um nicht von Haien angegriffen zu werden. In der europäischen Geschichte über das Tätowieren darf natürlich der Name James Cook nicht fehlen. Kapitän Cook (James Cook, geb. 27.10.1728 in Marton-com-Cleveland, Yorkshire) der Entdecker, Seefahrer und Erforscher der Inseln im pazifischen Ozean ist der Auslöser für den überspringenden Funken der Tätowierkunst nach Europa. Durch Cooks Aufzeichnungen ist das Wort tatau überhaupt erst in den europäischen und amerikanischen Sprachschatz übernommen worden („Exploration travel on the brig of Her Majesty“ von 1771). Einigen Forschen waren schon vor dem die Zeichnungen auf der Haut zwar schon bekannt, aber erst Cook gab dieser Kunst einen Namen, und er importierte sie. So konnte die schon allzu bekannte Kunst auch besprochen werden und die zuvor lediglich phantasievollen Umschreibungen wie bemalen, punktieren, einstechen oder ähnliches durch diesen Namen ersetzt werden.

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Ungefähr hier begann dann das Zeitalter der Tätowierung als reine Schmucktätowierung, denn in der Vergangenheit diente sie mehr als Identifikationsmerkmal. Zwischen 1870 und 1880 setzte in Deutschland eine regelrechte Tätowierwut ein wodurch viele wissenschaftliche Abhandlungen und Aufsätze verfaßt wurden. Dadurch verloren die Hautbilder ihren exotischen Charakter und wurden zum Allgemeinthema. Prostituierte, Kriminelle, Seeleute trugen Tätowierungen, was sie zu einem Zeichen des Milieu´s werden ließ. Selbst seriöse ethnologische Abhandlungen konnten da an dem schlechten Ruf nichts mehr ändern. England war vor allen Dingen das Zentrum der Hautstecherei. Dort ließen sich allerdings auch viele angesehene Personen wie König Edward VII, Zar Nikolaus, der Sultan von Jahore, die dänischen Prinzen Christian und Karl, der Herzog von Sachsen-Koburg, der König Georg von England, Prinz Christian-Viktor von Dänemark, Prinzessin Chiay, der König von Griechenland, Prinzessin Waldemar von Dänemark, Prinz Heinrich von Preußen, Kronprinz Rudolph von Österreich, der Herzog von York oder der Prinz von Wales (beide in Japan) usw. stechen, weil sich offenbar die weiße Haut der Oberschicht besonders gut für die farbigen Bilder eignete. Man bildete sich dadurch ein passendes Urteil- Wer sich tätowiert, ist entweder ein Verbrecher oder ein degenerierter Adeliger.