Anorexia athletica ist die Bezeichnung für eine Essstörung bei Sportlern, die definiert wird als die bewusste Verringerung des Körpergewichts bis an die Grenze des Untergewichts oder darüber hinaus. Bei der Exercise-Bulimie handelt es sich um die Sonderform der Bulimie bei Sportlern zur Gewichtsreduzierung.
„Der Begriff Anorexia athletica wurde von SMITH (1980) und PUGLIESE et al. (1983) geprägt, um deutlich zu machen, dass diese Form der Essstörung ausschließlich sportindiziert ist.“ (CLASING) Die Gewichtsreduktion kann sowohl durch strikte Diät wie auch durch andere gewichtsreduzierende Maßnahmen erfolgen wie exzessives Trainieren oder übermäßiges Entwässern. Grundsätzlich kann auf diese Weise in allen Sportarten eine Essstörung entstehen. Fachliche Untersuchungen und Umfragen jedoch haben ergeben, dass manche Sportarten eine Essstörung zu fördern scheinen bzw. dass Personen mit Hang zu bestimmten Persönlichkeitsmerkmalen, die auch Grund für eine Erkrankung an
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einer Essstörung sein können, diese Sportarten besonders häufig ausüben. Zu diesen Sportarten gehören vor allem ästhetische Sportarten, Ausdauersportarten, Gewichtsklasse-Sportarten und technische Sportarten. Vor allem aber wurde festgestellt, dass von der Erkrankung vor allem Athletinnen betroffen sind. Die höchste Erkrankungsrate ist dennoch bei Männern festzustellen als bei einer vergleichbaren Gruppe der Normalbevölkerung im selben Alter. Für den Körper entstehen durch eine Anorexia athletica, je nach Schwere und Art der Gewichtsreduktion, die üblichen Folgen einer Essstörung. Die geringere Masse als Vorteil, und der zu schwachen Muskeln sowie der größeren
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Verletzungsanfälligkeit als Nachteil und anderen Folgen liegt die Grenze nah beieinander. Außerdem besteht bei einer Verselbstständigung der Gewichtsreduzierung ständig die Gefahr des Abgleitens in eine Anorexia nervosa. Die zunächst nur bei Leistungssportlern bekannte „Anorexia athletica„, auch „Sportsucht“ genannt, taucht immer häufiger im Breitensport auf. Bei den Leistungssportlern wie Eiskunstläufern oder Turnern geht es dabei in erster Linie um eine bewusste Verringerung des Körpergewichts um damit ihre sportlichen Leistungen steigern zu können. Dieses Prinzip haben Fitnesssportler und Gesundheitssportler übernommen mit dem Ziel sportlich und schlank zu bleiben. Sport und
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Diät machen schlank, ein Motto das für viele zum Selbstläufer wird. Durch extreme Bewegungsprogramme und Crash-Diäten zu denen sich die Betroffenen zwingen, gerät der körperbewusste Mensch in eine Abwärtsspirale. Diese kann im extremsten Fall dann zu einer Essstörung führen. Der kanadische Soziologe und Neurowissenschaftler W. David Pierce von der Universität Alberta hat dieses Phänomen „Aktivitätsanorexie“ genannt. Auf der Suche nach dem perfekten Körper ist das Umfeld des Sports ein Nährboden für das Entstehen von Essstörungen und Körperwahrnehmungsstörungen. Zu Verhaltensauffälligkeiten kann es ganz besonders in der Pubertät kommen, weil in
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dieser Fase eine kritische Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper stattfindet. Die Psychologin Kelly D. Brownell bezeichnet die Pubertät als „den Beginn eines niemals mehr endenden Kampfes mit dem Körper„. Es ist sehr wichtig, dass Eltern und Erzieher bereits frühzeitig auf das Essverhalten und das Bewegungsverhalten von Kindern einwirken. Dies soll aber nicht in Form von Maßregelungen passieren, sonder durch das Vorleben eines gesunden Lebensstils der Eltern. Sinnvoll und wichtig ist auch eine selbstbewusste und eigenständige Erziehung von Kindern und jungendlichen. Psychologische Studien haben nähmlich ergeben, dass Menschen mit einem zu geringen und instabilen Selbstwertgefühl
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eher zur Körperunzufriedenheit neigen als solche mit einer hohen Selbstakzeptanz. Falsches Körpermanagement wie ausbeuterisches Trainig mit gleichzeitiger Verringerung der Nahrungsaufnahme sind typisch für Menschen mit einer Aktivitätsanorexie, die dadurch einen Sieg des Geistes über den Körper anstreben. Leider bleibt dabei meistens die Gesundheit auf der Strecke. Bei einer mangelhaften Ernährung kann das vielfältige Folgen nach sich ziehen wie zum Beispiel das Ausbleiben der Regelblutung bis hin zu Störungen des Immunsystems und der Herztätigkeit sowie Blutarmut, Vitaminmangel, Osteoporose oder Wachstumsstörungen. An Anorexia athletica erkrankte Personen haben
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einen hohen Leistungsanspruch an sich selbst und sind oft sehr ehrgeizig. Außerdem wird ihnen ein Hang zum Perfektionismus nachgesagt. Wichtig ist jedoch im Breitensport nicht die Leistung, sondern der Einklang von Körper und Seele und das sollte auch oberstes Ziel sein.